Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

 

Konzept

 

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht auf die von Sigmund Freud begründete Psychoanalyse zurück. Geeignet ist diese Therapieform vor allem für Menschen, die aufgrund von aktuellen Konflikten im Privat- oder Berufsleben eine psychische Erkrankung entwickelt haben. Ziel der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist es, die zugrunde liegenden Konflikte zu lösen und dem Patienten zu helfen, die psychische Erkrankung zu überwinden.
Zunächst verschafft sich der Therapeut in Vorgesprächen einen Eindruck, welche psychische Erkrankung vorliegt und wie sie zustande gekommen ist. Wenn er einen aktuellen Konflikt oder/und ein strukturelles Problem, also eingeschränkte Fähigkeiten im Umgang mit wichtigen Menschen, identifizieren kann, das mit der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie behandelbar ist, kann eine Therapie begonnen werden. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie konzentriert sich immer auf die Gegenwart. Biographische Aspekte sind insofern wichtig, als dass sie helfen können, die Probleme in der Gegenwart besser zu verstehen. Man arbeitet in der Regel mit einer Sitzung pro Woche im Sitzen. Die Aufgabe des Patienten ist die sogenannte freie Assoziation. Das bedeutet, dass der Patient in den Therapiesitzungen möglichst ungefiltert erzählt, was ihm gerade einfällt, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob das nun wichtig oder unwichtig ist. Die Aufgabe des Therapeuten während der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist es, aus dem Erzählten das heraus zu filtern und aufzunehmen, was für das Verständnis und die Therapie des aktuellen Problems hilfreich ist.

 

 

Vorgehen der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie

 

Bei einer konfliktzentrierten Vorgehensweise arbeitet der Therapeut bevorzugt mit den Techniken der Klärung, Konfrontation und Deutung. Klärende Interventionen sind all diejenigen, die dem Therapeuten helfen, das Erzählte besser zu verstehen und sich in das Erleben des Patienten einzufühlen. Oft sind das Nachfragen, wie z. B. „Können Sie mir das noch genauer erklären?“, „Wie ging es Ihnen dabei?“, oder „Habe ich es richtig verstanden, dass…?“. Dies ist äußerst wichtig, weil die Probleme und Konflikte des Patienten nur dann hinreichend verstanden und bearbeitet werden können, wenn der Therapeut in der Lage ist, sich in die Perspektive des Patienten zu versetzen.

Konfrontation bedeutet, dass der Therapeut den Patienten auf etwas aufmerksam macht, was ihm auffällt und was er für bedeutsam hält. Häufig sind dies Widersprüchlichkeiten, wie z. B. dass der Patient traurige Dinge mit einem Lächeln erzählt, oder dass der Patient erzählt, was für ein guter Mensch seine Partnerin ist und gleichzeitig erzählt, wie schlecht sie ihn behandelt. Diese Widersprüchlichkeiten sind dem Patienten in der Regel so nicht bewusst und insofern wichtig, weil sie auf bedeutsame innere Konfliktthemen hinweisen können.

Wenn der Therapeut glaubt, er hat etwas über die unbewussten Wünsche, Gefühle und Konflikte, die zu den Problemen des Patienten führten, verstanden, teilt er dies dem Patienten mit. Diese Mitteilung nennt man Deutung. So z. B.: „Ich habe den Eindruck, dass es Ihnen nicht möglich ist, zu sehen, wie schlecht Ihre Partnerin mit Ihnen umgeht, weil dann womöglich die Frage der Trennung im Raum stünde und Ihnen dieser Gedanke unheimlich Angst macht.“

Eine besondere Rolle spielt dabei auch die Arbeit mit Übertragung und Gegenübertragung. Übertragung bedeutet, dass Überzeugungen, wie wichtige Andere mit einem umgehen und einen wahrnehmen oder Erwartungen, die man an wichtige Andere hat, sich auch in die therapeutische Beziehung „einschleichen“. Das heißt, wenn man z. B. im Leben oft das Gefühl hat, von anderen kein Gehör zu finden und nicht genügend beachtet zu werden, oder nur etwas wert zu sein, wenn man sich besonders bemüht, oder immer an allem schuld zu sein, usw., passiert es in der Regel, dass man auch den Therapeuten in Anteilen so erlebt. Dies ist nicht verwunderlich, da die Übertragung ein Prozess ist, der sich überall im Leben ereignet. Oft empfinden wir Menschen aus dem Berufsleben oder aus dem Freundeskreis in einigen Aspekten so, wie früher schon den Vater, die Mutter, die Oma, etc.. Der Therapeut erkennt daran, dass es sich um eine Übertragung handelt, dass die Gefühle oder das Verhalten des Patienten nicht alleine aus der aktuellen Situation heraus erklärbar sind.

 
 

Für wen ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geeignet?

 

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist für alle Menschen geeignet, die aufgrund von aktuellen Konflikten eine psychische Erkrankung entwickelt haben. Solche Konflikte können durch verschiedene Dinge ausgelöst werden. So kann z. B. ein einschneidendes Lebensereignis, wie eine Partnerschaftstrennung, der Tod eines nahen Angehörigen oder eine unerwünschte Versetzung am Arbeitsplatz dazu führen, dass innere Konfliktthemen, mit denen man bislang gut zurecht kam, wieder belebt werden. Solche Konfliktthemen können sein, dass man sich über die Maßen im Stich gelassen, unzureichend, wertlos oder alleine fühlt und diese Gefühle zu starken Ängsten, Depressionen oder anderen psychischen Symptomen führen. Andere häufige Auslöser sind schwere körperliche Krankheiten oder aktuelle traumatische Ereignisse. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist auch für Menschen hilfreich, die sogenannte strukturelle Störungen haben. Hierunter versteht man spezifische Probleme, die vor allem in der Beziehung zu anderen auftreten, wie z. B. Schwierigkeiten in der Regulation der Gefühle, in der Selbstwahrnehmung, der Wahrnehmung wichtiger Anderer, der Bindung und der Kommunikation. Diese Funktionen oder auch Fähigkeiten bilden sich vor allem in den ersten Lebensjahren im Kontakt mit den frühen wichtigen Bezugspersonen aus und werden im Laufe des Lebens weiter differenziert und angepasst. Wenn es in dieser frühen Phase der Entwicklung zu Störungen gekommen ist, können sich diese Fähigkeiten nur unzureichend ausbilden. Die Probleme zeigen sich dann vor allem in der Beziehung zu anderen Menschen. Solche zwischenmenschlichen Probleme können wiederum so belastend sein, dass psychische Erkrankungen entstehen.

 

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© Psychotherapeutische Praxis Dipl.-Psych. Matthias Stöbe